– Das Rallyeteam Kößler erlebte bei der Rallye Velenje, dem vierten Lauf zum Mitropa Rallye Cup 2016, eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Manuel Kößler und Marcus Poschner führten die Mitropa-Cup-Wertung an und hatten gerade eine Gesamtbestzeit in den Asphalt gebrannt, als die Technik ihres Subaru Impreza R4 streikte. Ein bitterer Ausfall für die Mannschaft aus dem Allgäu.
2014 hatte das Rallyeteam Kößler bei der Rallye Velenje den ersten und bis dato einzigen Gesamtsieg seiner Karriere eingefahren – und auch bei der Rückkehr schienen Manuel Kößler und Marcus Poschner die rutschigen Asphaltstraßen im Norden Sloweniens sehr gut zu liegen. Bei wechselhaften und teils unberechenbaren Wetterbedingungen – „im Service schien die Sonne und nur zwei Kilometer weiter stand Wasser auf der Straße“ (Kößler) – übertrafen die Subaru-Piloten auf den Wertungsprüfungen am Freitag die eigenen Erwartungen.
„Nach der Streckenbesichtigung wussten wir: Die Prüfungen am Freitag spielen den leistungsstärkeren Mitsubishi in die Karten, dafür geht es am Samstag über Subaru-Strecken“, erläutert Copilot Marcus Poschner aus Lautrach. „Wir hatten uns ausgerechnet, dass wir am Freitag 20 Sekunden auf die Mitsubishi verlieren dürfen, und trotzdem noch gute Chancen auf den Sieg haben.“ Diese Rechnung ging für die Mannschaft aus dem Allgäu mehr als auf.
Zwar belegten Kößler nach den ersten beiden WPs „nur“ Gesamtrang sechs hinter fünf (!) Mitsubishi Lancer Evo, dafür ließen Kößler/Poschner bei der Wiederholung dieser Prüfungen aufhorchen: Mit zwei Bestzeiten in der Mitropa-Cup-Wertung schoben sich die Subaru-Piloten an ihren direkten Konkurrenten aus der „Europameisterschaft für Privatfahrer“ vorbei! Im Ziel der ersten Etappe lag das Führungstrio Kößler-Hideg-Gaßner (Subaru-Mitsubishi-Mitsubishi) innerhalb von 1,8 Sekunden. Nur die nicht in die Meisterschaft eingeschriebenen Fahrer Juraj Sebalj und Darko Peljhan (beide Mitsubishi) waren schneller.
Am Samstagmorgen zeigten Kößler und Poschner dann, was sie mit „Subaru-Strecken“ meinten. Auf der 13,45 Kilometer langen und extrem rutschigen Auftaktprüfung waren die Deutschen 4,9 Sekunden schneller als der komplette Rest des Feldes – Gesamtbestzeit! Damit kletterten die Allgäuer nicht nur auf Platz zwei der Gesamtwertung, sie setzten sich auch schon ein kleines Stück von ihren Kontrahenten im Mitropa Cup ab.
Doch schon auf der zweiten Samstags-WP nahm die Fahrt der Gesamtsieger von 2014 ein jähes Ende, als das Traggelenk der vorderen linken Aufhängung brach und das Rad des Subaru Impreza R4 einknickte. „Wir hatten Glück im Unglück, dass das Traggelenk an der einzigen Stelle der Rallye gebrochen ist, wo Platz war“, schildert Manuel Kößler. „Dadurch ist der Schaden am Subaru minimal. Für uns ist der Ausfall aber sehr bitter. Wir waren richtig gut unterwegs und hatten die besten Chancen, den Mitropa Cup zu gewinnen. Aber so ist nun mal der Motorsport.“
Während der Gesamtsieg an Juraj Sebalj (Mitsubishi Lancer Evo IX) aus Kroatien ging, sicherte sich mit Hermann Gaßner sen. (Mitsubishi Lancer Evo X R4) ein anderer Deutscher den Erfolg in der Mitropa-Cup-Wertung. Der „Herminator“ siegte nach einem sensationellen Schlussspurt mit nur 1,8 Sekunden Vorsprung auf Krisztian Hideg (Mitsubishi Lancer Evo IX). Der Ungar mit kroatischer Lizenz dadurch die Tabellenführung im Mitropa Rallye Cup 2016 weiter aus.
Stand Mitropa Rallye Cup (nach 4 von 9 Läufen):
- Krisztian Hideg/Istvan Kerek (Mitsubishi Lancer Evo IX R4) 246 Punkte
- Hermann Gaßner/Karin Thannhäuser (Mitsubishi Lancer Evo X R4) 176 Punkte
- Manuel Kößler/Marcus Poschner (Subaru Impreza R4) 176 Punkte
- Grega Premrl/Andreja Verbic (Citroen DS3 R3T) 163 Punkte
- Martin Kainz/Markus Steininger (Mitsubishi Lancer Evo IX) 122 Punkte
- Manuel Egginger/Sophia Egginger (Mitsubishi Lancer Evo IX) 111 Punkte
Über den Mitropa Rallye Cup:
Der 1965 gegründete Mitropa Rally Cup (MRC) ist acht Jahre älter als die Rallye-Weltmeisterschaft und damit eine der langlebigsten Meisterschaften im Rallyesport. Die „Europameisterschaft für Privatfahrer“ wird dieses Jahr zum 52. Mal ausgetragen. Seit 1965 haben viele namhafte Fahrer den Cup im Herzen Europas für sich entscheiden können, darunter Sandro Munari, Raffaele Pinto, Franz Wittmann und Armin Schwarz. Im Jahr 2016 bietet der MRC mit neun Rallyes in sechs Ländern (Deutschland, Italien, Kroatien, Österreich, Slowenien und Ungarn) viel Abwechslung auf engstem Raum.
Über das Rallyeteam Kößler:
Manuel Kößler (27) begann seine Karriere im Kart und ist über Autoslaloms zum Rallyesport gekommen. 2009 wurde er Deutscher Meister in der Division 4, 2010 gewann er den Suzuki Rallye Cup in Österreich. 2014 gewann er mit Copilot Benedikt Hofmann auf einem Subaru Impreza R4 den Mitropa Rallye Cup. Nach einem reduzierten Programm 2015 will Kößler in diesem Jahr den Mitropa-Cup-Titel zurückerobern. Dabei setzt der Füssener auf den bewährten Subaru Impreza, aber auf einen neuen Beifahrer: Marcus Poschner, 2011 Deutscher Rallye Meister an der Seite von Sandro Wallenwein, wird Kößler 2016 den Aufschrieb vorlesen.
Bilder: Photofelzi